Prix Lumière 2025

Siegerprojekt: 𝗞𝗶𝗿𝗰𝗵𝗲 𝗦𝘁. 𝗡𝗶𝗸𝗼𝗹𝗮𝘂𝘀 𝗶𝗻 𝗛𝗼𝗳𝘀𝘁𝗲𝘁𝘁𝗲𝗻

In der Silvesternacht 2021 zerstörte ein Brand den seit 1960er-Jahren nüchtern gehaltenen Innenraum der Kirche St. Nikolaus vollständig. Aus diesem Ereignis entstand die Möglichkeit, dem Raum seine sakrale Atmosphäre zurückzugeben. Die Neugestaltung wurde aus einer detaillierten Analyse der barocken Überformung entwickelt. Ziel war es, den Bezug zur Herkunft und Geschichte der Kirche spürbar zu machen.

Zentrales Element ist die neu interpretierte, doppellagige Kassettendecke, welche die gesamte Innenschale des Raumes prägt. Sie verleiht dem Kirchenraum Komplexität und Leichtigkeit, verbessert die Akustik und integriert die Beleuchtung vollständig. Die Beleuchtung wurde so unauffällig wie möglich in den Deckenraster eingebettet. Die Lichtpunkte scheinen zwischen den Holzlatten zu schweben und lassen das Licht in der Tiefe der Konstruktion verschwinden. Ergänzend dazu wurden schwarze Holzbrettchen entwickelt, welche die Einbauleuchten und Aufhängungen kaschieren und auch für Strahler zur Beleuchtung der neuen Orgel dienen. 

Die einzig sichtbaren Leuchten sind zehn tiefhängende Pendelleuchten aus rohem und poliertem Messing. Sie wirken wie feine senkrechte Linien und übertragen das Raster der hölzernen Lisenen in den Raum. Ein kleiner Glasdiffusor trägt den Lichtpunkt auf die golden polierte Unterseite und erzeugt durch die Spiegelung einen Effekt der Unendlichkeit. In der Apsis entsteht durch einen von oben nach unten intensiver werdenden Lichtverlauf der Eindruck eines unendlichen Raums. Ein lineares, verborgenes Lichtband und Strahler mit Tunable-White-Technik erzeugen sanfte Übergänge und ermöglichen verschiedene Stimmungsbilder.

Das Lichtkonzept ist auf unterschiedliche kirchliche und weltliche Anlässe abgestimmt. Über programmierte Lichtszenen kann der Raum jeweils an die Nutzung angepasst werden. Nachhaltigkeit wird durch den Einsatz effizienter Lichtquellen, eine intelligente Steuerung und wartungsfreundliche Systeme gewährleistet. Der Lichtstrom ist auf maximal neunzig Prozent begrenzt, um eine langfristige Konstanz der Lichtqualität zu sichern.


Anerkennung: Ortsbeleuchtung Ardez - Plan Lumière Scuol

Die Gemeinde Scuol umfasst sechs Fraktionen auf einer Fläche von 438,6 Quadratkilometern und gehört zu den dunkelsten Regionen Mitteleuropas. Ziel des Plan Lumière ist es, diese besondere Qualität der Dunkelheit zu bewahren und gleichzeitig eine sichere, energieeffiziente und emissionsarme Beleuchtung zu schaffen. In sorgfältiger Arbeit entstanden zwei Grundlagen, das Konzept und das Handbuch, welche das nächtliche Erscheinungsbild der Gemeinde in seiner Eigenart als Bergregion gestalten. Durch den sensiblen Umgang mit Licht und Dunkelheit wird die Identität als Lebensort und Feriendestination gestärkt.

Als Pilotprojekt wurde das Dorf Ardez ausgewählt. Die neue Beleuchtung wurde 2024 weitgehend umgesetzt. Die dabei gewonnenen Erfahrungen fliessen in die folgenden Etappen ein. Die historischen Engadinerhäuser mit bis zu vierhundertjähriger Bausubstanz, grobem Bruchsteinmauerwerk und Sgraffiti-Fassaden stellen besondere Herausforderungen für die Installation dar. Ziel war es, das Licht präzise dorthin zu lenken, wo es gebraucht wird, und Streulicht zu vermeiden.

Mit Leuchten in einer Höhe von rund sieben Metern und einer sehr schmalen, präzisen Lichtverteilung konnte das Licht gezielt auf die schmalen Gassen beschränkt werden. Die Philosophie des Lichtkonzepts beruht auf dezentem Licht und einem dynamischen Verlauf in der Nacht. Mit minimaler Lichtintensität soll ein Umfeld geschaffen werden, in dem sich Menschen sicher fühlen, sich orientieren können, sich wohl fühlen und die Schönheit der Nacht im Engadin erleben können.

Die Formensprache der neuen Leuchte ist zeitlos und fügt sich selbstverständlich in das Ortsbild ein. Sie vermeidet sowohl eine historisierende als auch eine technisch dominierende Wirkung. Im Ortskern wird eine Lichtfarbe von 2700 Kelvin verwendet, am Ortsrand 2200 Kelvin. Ab 22 Uhr beziehungsweise 24 Uhr erfolgt eine Nachtabsenkung. Ausserhalb des Dorfes wird die Beleuchtung präsenzabhängig gesteuert. Dadurch können mindestens 75 Prozent Energie eingespart werden. Einzelne Lichtpunkte konnten noch nicht umgesetzt werden. Die Burgruine Steinsberg und die katholische Kirche sollen künftig mit Projektionsbeleuchtungen ergänzt werden.


Nominierte Projekte Prix Lumière 2025

Für den diesjährigen Prix Lumière wurden insgesamt 27 Projekte eingereicht. In drei Selektionsrunden bewertete die Jury die Einreichungen und wählte schließlich sechs Projekte aus, die es in die Endrunde geschafft haben. Die Jury besichtigte die sechs nominierten Projekte vor Ort und gewann dabei vielfältige Eindrücke über deren architektonische, gestalterische und konzeptionelle Qualität.

Projektübersicht Prix Lumière 2025

Impressionen der Preisverleihung 2025